Typische Substanzen bei Drinkspiking
GHB oder GBL
GHB und GBL sind farblose Flüssigkeiten und gehören zu den häufigsten KO Tropfen. Schon nach 10 bis 30 Minuten treten Müdigkeit und Bewusstseinsverlust auf. Da sie nur kurz nachweisbar sind, sollte bei Verdacht sofort medizinische Hilfe erfolgen.
Benzodiazepine
Benzodiazepine wie Rohypnol sind Tabletten oder Tropfen, mit beruhigender Wirkung. Sie setzen nach 15–30 Minuten ein, verursachen Schläfrigkeit, Gedächtnislücken und Orientierungslosigkeit, die mehrere Stunden andauern können.
Ketamin
Ketamin ist ein Narkosemittel in Pulver- oder Flüssigform. Es wirkt nach wenigen Minuten, kann Halluzinationen und Bewegungsunfähigkeit auslösen, und hält in den meisten Fällen 1–2 Stunden an.
Fakten zur Problematik
  KO Tropfen sind eine unsichtbare, aber reale Bedrohung. Schon kleine Mengen können dazu führen, dass Betroffene das Bewusstsein verlieren und sich nicht mehr wehren können. Am häufigsten stehen Substanzen wie GHB oder GBL im Verdacht, doch zuverlässige Zahlen fehlen, da viele Fälle nicht erkannt oder zu spät untersucht werden.
  Viele Vorfälle bleiben unbemerkt, weil Betroffene aus Angst oder Scham keine Hilfe suchen oder Beweise fehlen. Die tatsächliche Zahl der Fälle dürfte deutlich höher sein, als offizielle Statistiken vermuten lassen.
  Die Auswirkungen gehen weit über den Moment hinaus. Neben gesundheitlichen Risiken hinterlassen solche Vorfälle oft tiefe seelische Spuren und erschüttern das Vertrauen in einen sicheren Ausgang.
Handlungsanweisung für Clubs und Festivals
1. Sofortmassnahmen
- Personal/Bar/Security sofort informieren
 - Betroffene Person niemals allein lassen
 - In einen ruhigen, gut beleuchteten Bereich bringen
 - Eine vertrauenswürdige Begleitperson beiziehen
 
2. Medizinische Hilfe
- Symptome beobachten (Übelkeit, Verwirrung, Bewusstlosigkeit, Atemprobleme)
 - Notruf 144 wählen bei schweren Symptomen oder Bewusstlosigkeit
 - Bei Verdacht auf Straftat zusätzlich die Polizei informieren
 - Keine weiteren Getränke oder Substanzen geben, nur kleine Schlucke Wasser bei Wachheit
 
3. Erste Hilfe
- Bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
 - Atmung und Puls prüfen, bei Atemstillstand sofort Reanimation beginnen
 - Ersthelfer im Team einsetzen (falls vorhanden)
 
4. Beweise sichern
- Getränk/Glas aufbewahren, nichts wegwerfen
 - Zeiten und Beobachtungen notieren (letzter Schluck, Symptome, Uhrzeit)
 - Verdächtige Personen diskret beobachten, nicht konfrontieren
 - Kamera-Zeitmarken sichern
 
5. Nachbetreuung
- Sichere Heimfahrt oder Spitaltransport organisieren
 - Opferhilfe/Vertrauensperson informieren, wenn gewünscht
 - Interne Meldung erstellen
 
Gesetzliche Bewertung, Schweiz
Das Verabreichen von KO-Tropfen in Getränken ist in der Schweiz eine schwere Straftat. Je nach Folgen können verschiedene Bestimmungen des Strafgesetzbuches (StGB) greifen:
Schwere Körperverletzung (Art. 122 StGB) oder Tötungsversuch (Art. 111–113 StGB)
- wenn gravierende gesundheitliche Schäden oder Lebensgefahr entstehen.
 
Einfache Körperverletzung (Art. 123 StGB) oder Gefährdung des Lebens (Art. 129 StGB)
- bereits durch das Verabreichen einer Substanz ohne Wissen oder Zustimmung.
 
Sexuelle Nötigung (Art. 189 StGB) oder Vergewaltigung (Art. 190 StGB)
- wenn die Substanzen für sexuelle Handlungen missbraucht werden.
 
Unterlassene Hilfeleistung (Art. 128 StGB)
- wenn Clubs, Bars oder Veranstalter bei einem Vorfall keine Hilfe leisten oder keine Beweise sichern.
 - Beweise sind entscheidend: Getränke, Gläser, Videoaufnahmen und Notizen dürfen nicht entsorgt werden. Im Verdachtsfall sofort die Polizei unter 117 informieren.